«Es ist einfach schön, Erinnerungen, Emotionen und Momente aufleben zu lassen!»
Oriana Togni ist Sozialarbeiterin bei ProSenectute. Neben ihrer Tätigkeit bei „Cine…ma“ in Gordola organisiert und moderiert sie auch die Erzählcafés und versucht dabei, den Interessen und Wünschen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gerecht zu werden.
Text: Valentina Pallucca
Warum haben Sie beschlossen, Ihren Gästen die Erzählcafés vorzuschlagen?
Oriana Togni: Die Idee, Erzählcafés anzubieten, entstand, nachdem wir vom Netzwerk Erzählcafé (Migros-Kulturprozent) erfahren hatten. Wir hielten diese Art von Projekt für geeignet, um es im Rahmen des sozialen Treffpunkts des Quartiers anzubieten. Wir haben hier einem Ort, an dem wir versuchen, Treffen, Begegnungen und sozialen Zusammenhalt zu schaffen.
Wer nimmt an Ihren Erzählcafés teil?
Jede und jeder kann an unseren Erzählcafés teilnehmen! Die meisten Teilnehmenden sind Pensionäre, da die Erzählcafés in der Regel nachmittags stattfinden. Für ältere Menschen ist es sehr bereichernd, an einer solchen Zeit des Austauschs und des Dialogs teilzunehmen, denn so können sie Menschen treffen, Kontakte knüpfen und die soziale Isolation durchbrechen. Sie setzen sich gleichzeitig mit verschiedenen Themen auseinander und bleiben am Puls.
Welche Themen sind am beliebtesten?
Im Jahr 2022 haben wir sieben Erzählcafés im Torhaus des Cine..ma in Gordola veranstaltet. Die Themen reichten von sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und ökologischen Themen bis hin zu informellen Momenten, die mit Geschichten aus vergangenen Zeiten verbunden waren.
Ein Erzählcafé, das grossen Anklang fand, war dasjenige zum Thema „Schulweg“, das in Zusammenarbeit mit dem Verein Pedibus stattfand. Bei dieser Gelegenheit haben die Teilnehmenden in ihren Erinnerungen geschwelgt und von Erfahrungen aus ihrer Kindheit erzählt. Alles, was mit der Vergangenheit zu tun hat, ist bei den Menschen sehr beliebt. Es ist einfach schön, Erinnerungen, Emotionen und Momente aufleben zu lassen!
Gibt es einen Moment, an den Sie sich besonders erinnern?
Ein Erzählcafé, das mir besonders im Gedächtnis geblieben ist, hatte mit dem Thema Migration zu tun. Ich war angenehm überrascht, wie sensibel die Teilnehmenden mit dem Thema umgingen. Jede und jeder in der Gruppe war in der Lage, Sensibilität, Empathie und Offenheit gegenüber anderen zu zeigen, unabhängig von der kulturellen Herkunft, sozialen Schicht, dem Geschlecht oder der ethnischen Zugehörigkeit. Es ist wirklich wahr, dass man in solchen Momenten nie aufhören kann, von anderen zu lernen.
Was würden Sie jemandem raten, der die Moderation eines Erzählcafés ausprobieren möchte?
Ich würde sehr empfehlen, sich darauf einzulassen. Man wird angenehm überrascht von den verschiedenen Standpunkten, die während der Erzählungen auftauchen und die manchmal Blickwinkel ans Licht bringen, die man vorher nicht bedacht hat. Hinzu kommt, dass die Diskussion die Menschen einbezieht und indirekt verbindet, wodurch eine Art sozialer Zusammenhalt entsteht. Ein Aspekt, den wir im Rahmen unserer Arbeit jeden Tag zu stärken versuchen.
CINE…ma in Gordola
Der Nachbarschafts-Concierge CINE…ma di Gordola ist ein Projekt von ProSenectute. Es handelt sich um einen offenen Ort, der den Menschen in der Umgebung zur Verfügung steht. Er bietet nicht nur die typischen Dienstleistungen eines Quartier-Concierge an, sondern soll auch ein Ort des Zuhörens, der Begegnung und des Austauschs sein. Mit dem Projekt wird die Intergenerationalität und die soziale Integration gefördert.