Tipps für ein gelungenes Erzählcafé im Quartier

01.07.2019

Die erfahrene Moderatorin Manuela Kohli-Wild aus Wollishofen gibt Tipps für ein gelungenes Erzählcafé im Quartier: von der Raumsuche über die Verpflegung bis zum Ablauf.

 

Welches Format eignet sich fürs Quartier?

Manuela Kohli-Wild: Wir haben ein Format entwickelt, das wir «Erzählcafé zu Gast» nennen. Es findet immer an einem anderen Ort statt: Im Gemeindezentrum, im Claro-Laden, im Altersheim oder in einem Café – einmal pro Jahr sind wir sogar im Chorraum der alten Kirche zu Gast.

Wo finde ich einen guten Raum und mit welchen Kosten muss ich rechnen?

Suchen Sie sich Gastgeber, die den Raum kostenlos zur Verfügung stellen. Gemeinde- oder Alterszentren, Cafés, Läden, Kirchen oder Jugendorganisationen sind meistens offen dafür. Schauen Sie den Raum vorgängig an: Hat er ein angenehmes Ambiente, gibt es genügend Stühle, einen grossen Tisch, Mineralwasser, ein WC in der Nähe?

Wie motiviere ich einen Gastgeber, seinen Raum zur Verfügung zu stellen?

Meist ist es eine Win-Win-Win-Situation: Das Tertianum beispielsweise kann den Betrieb Interessierten zeigen, die Bewohnerinnen und Bewohner können am Erzählcafé mitmachen und wir bekommen einen kostenlosen Raum. Unsere Gastgeber spendieren in der Regel auch Kaffee und Kuchen.

Wie lade ich zum Erzählcafé ein?

Setzen Sie auf Mund-zu-Mund-Propaganda. Bauen Sie eine Verteilerliste auf und verschicken Sie einen Flyer – mit der Aufforderung, Angehörige und Bekannte mitzubringen. Man kann das Erzählcafé in der Agenda des Netzwerks ausschreiben und es im Quartier an schwarzen Brettern oder über soziale Netzwerke (z.B. Facebook-Event) kommunizieren.

Was ist bezüglich Werbung wichtig?

Auf unseren Flyer drucken wir immer das Logo des Netzwerks Erzählcafé, denn dieses Qualitätslabel garantiert die Einhaltung der Charta.

Wie kann man Hemmschwellen abbauen?

Die Leute werden gerne angesprochen und persönlich involviert. Wichtig ist auch immer, dass man betont, dass die Teilnahme am Erzählcafé nichts kostet und man sich weder an- noch abmelden muss.

Wie finde ich ein Thema?

Lassen Sie sich von den Themen in der Agenda des Netzwerks Erzählcafé inspirieren! Spannend sind auch immer Themen, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verknüpfen.

Braucht es Getränke und Essen?

Ja, für den ersten, moderierten Teil des Erzählcafés braucht es Mineralwasser. Im zweiten Teil können Sie zum Beispiel Kaffee und Kuchen anbieten. Es ist ganz wichtig, die beiden Teile zu trennen, damit das Erzählcafé nicht zu einem «Plaudertreff» verkommt. Wenn man schon am Anfang Kuchen isst, werden oft die Verhaltensregeln nicht eingehalten und alle sprechen durcheinander.

Wie kann ich ein Erzählcafé finanzieren?

Fragen Sie im Quartier herum, wer Gastgeber sein möchte. Das Lokal hat dann auch die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Machen Sie aber genau ab, wie lange und in welcher Form der «Werbeblock» sein darf.

Wieviele Teilnehmer sind ideal?

Eine ideale Grösse sind 15 Personen, damit es lebendig zu und her geht. Bei mehr Personen empfehle ich zwei Moderator*innen. Eine kleine Gruppe kann auch sehr spannend sein.

Ihr wichtigster Tipp für die Moderation?

Moderieren Sie aktiv: Erklären Sie die Moderationsregeln und achten Sie darauf, dass keine langen Monologe entstehen oder das Gespräch abschweift. Ich empfehle auch, pünktlich anzufangen und aufzuhören. Je genauer der Rahmen eingehalten wird, desto besser kann man sich entfalten.

Förderprogramm

Im Jahr 2019 fördern wir Erzählcafés, deren Zielgruppen bisher wenig berücksichtigt und angesprochen wurden und/oder deren Rahmen innovativ ist. Wir unterstützen die Erzählcafés in Form eines Porträts auf unserer Website und einem einmaligen Förderbeitrag in der Höhe von 500 Franken. Bewerben Sie sich!