Katharina Woog ist Beraterin an der Psychologischen Beratungsstelle der Universität St.Gallen (PBS). Jeden Tag klopfen Studierende, Doktorierende und Mitarbeitende an ihre Tür. Sie benötigen Unterstützung, sei es wegen Prüfungsangst, Stress oder Mobbing. Mit dem Erzählcafé hat Woog das Gespräch über das eigene Verhältnis zu Leistung angeregt.
Text: Anina Torrado Lara
Foto: zVg
Die Psychologin Katharina Woog weiss, dass Gesundheit ganzheitlich ist und man Körper und Psyche gleichermassen Sorge tragen muss. Sie arbeitet eng mit dem Unisport zusammen. Dieser bietet mit einem breiten Sportangebot einen Ausgleich zur kopflastigen Arbeit.
Im Oktober 2021 boten die PBS und Unisport anlässlich der HSG Gesundheitstage 2021 Einblicke in neue Sportarten, Entspannungstechniken und Methoden zur Gesundheitsprävention. Neben Meditationstechniken oder gesunder Ernährung gab es die traditionelle Thai-Yoga-Massage oder ein Eisbad auszuprobieren.
Das Ziel der HSG Gesundheitstage 2021 war es, Leistung neu zu denken («Rethinking performance»). Es geht laut Woog nicht darum, wer besser oder schneller ist, sondern, dass man sich Sorge trage und sich nicht überfordere. «Wir erklären das so: Das Berufsleben ist kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf. Wer mit zu viel Tempo startet, wird auf halber Strecke schlapp machen.»
Erzählcafé als neue Erfahrung
Katharina Woog suchte auch nach Methoden, um den Dialog über die eigene Gesundheit anzuregen und zu reflektieren. Sie stiess auf das Erzählcafé und wusste gleich, dass sie es mit Studierenden und Mitarbeitenden ausprobieren wollte. Sie fand einen passenden Raum, schrieb Interessierte an und engagierte Rhea Braunwalder vom Netzwerk Erzählcafé Schweiz als Moderatorin. Diese erzählt: «Das Erzählcafé hat die Teilnehmenden überzeugt. Es brauchte jedoch auch Zeit, um das Vertrauen für ein offenes Gespräch unter Fremden zu etablieren. Der Sprung über den eigenen Schatten und die Öffnung haben das Erzählcafé zu einem besonderen Erlebnis gemacht.»
Alternative zur Selbstoptimierung
«Unsere Gesellschaft verleitet uns dazu, sich selbst und die eigenen Leistungen stets zu optimieren. Mit dem Streben nach schneller, weiter und höher können körperliche und psychische Ermüdungserscheinungen einhergehen. Das hindert uns an einer nachhaltigen und gesunden Leistungsfähigkeit», erklärt Katharina Woog. Die Gespräche am Erzählcafé hätten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer angeregt, ihr persönliches Leistungskonzept zu überdenken und dafür zu sorgen, einen Ausgleich zwischen Arbeit, Studium und Freizeit zu schaffen.
Zur Person
Katharina Woog ist psychologische Beraterin an der Psychologischen Beratungsstelle der Universität St.Gallen (PBS). Nach dem Studium der Psychologie und der Sozialwissenschaften in Giessen bildete sie sich zur Systemischen Therapeutin aus. Sie begleitet Menschen, sich beruflich zu orientieren und bietet Unterstützung in beruflichen oder privaten Belastungssituationen.