Intervision #8: Erzählcafés in grossen Gruppen – kann das gut gehen?

Natalie Freitag moderierte die Intervision #8 am 24. August 2023 in Basel. An der Tagung tauschten sich die Moderierenden unter anderem über die Frage der idealen Gruppengrösse bei einem Erzählcafé aus. Sie gibt einen Einblick in die Gedanken, die dabei entstanden.

An der Intervision 2023 in Basel nahmen 12 Moderierende des Netzwerks Erzählcafé teil. Sie trafen sich, um sich zum Thema «Erzählcafés in Grossgruppen» auszutauschen. Der rege Austausch begann schon vor dem Anlass mit Kaffee und Gipfeli. Dann startete die Gruppe mit einem Erzählcafé zum Thema «Sommer». Barfusslaufen als Inbegriff von Sommer, das Schreien der Kinder in der Badi, die Freiheit, einen anderen Tagesrhythmus zu leben, aber auch das Fehlen der Schulgspänli: die Erinnerungen aus der Kindheit ähnelten sich. Das Gespräch führte unweigerlich auch zu den vielen Glacé-Sorten in der Badi. Erstaunlicherweise hatten alle in der Gruppe ein anderes Lieblingseis!

Erfahrungen mit grösseren Gruppen

Johanna Kohn und Claudia Sollberger gaben im Anschluss Einblick in ihre Erfahrungen mit grossen Gruppen und warfen die Fragen in die Runde:

  • Was ist die ideale Gruppengrösse bei einem Erzählcafé?
  • Wieviele Personen müssen mindestens da sein, damit ein Gespräch entsteht?
  • Und ab wievielen Personen wird es schwierig, ein Erzählcafé allein zu moderieren?

Die Professorin und die erfahrene Moderatorin kennen es aus eigener Erfahrung, Gruppen von 50 oder 100 Personen zu moderieren. Die Teilnehmenden hatten viele Ideen, wie eine Moderation reagieren kann, wenn mehr Personen als geplant zum Erzählcafé kommen:

  • Um das Format auch bei grösseren Veranstaltungen einzusetzen, kann eine kleine Erzählcafé-Runde auf dem Podium gestartet werden. Das Publikum kann das Erzählcafé passiv mitverfolgen. Im Anschluss kann die kleine Runde für alle geöffnet werden.
  • Eine Moderation kann die grosse Gruppe auf mehrere Tische aufteilen. Idealerweise moderiert dann eine Person pro Tisch das Gespräch. Die Fragen, die an die vielen kleinen Gruppen an den Tischen gestellt werden, wird im Anschluss im Plenum aufgegriffen.
  • Die Moderation behält die grosse Gruppe bei, wird aber durch ein bis zwei Helfer*innen unterstützt. Diese können zum Beispiel mit dem Mikrofon zur Person gehen, die etwas beitragen möchten.

Auftraggebende gut briefen

Das Gespräch regte zu weiteren Geschichten über eigene Erfahrungen mit verschiedenen Gruppengrössen an und führte am Nachmittag zu einem sehr konzentrierten und interessierten Austausch über Bezahlung, An- und Abmeldung und das Fehlen dieser Möglichkeit. Ein wichtiger Gedanke, der aufkam, war, dass die Auftraggebenden gut informiert und gebrieft werden müssen, um keine falschen Erwartungen zu wecken. Sie kennen das Angebot oft nicht so genau und können eine andere Vorstellung entwickeln, was ein Erzählcafé zu leisten vermag.

Fazit der Diskussion ist, dass auch Erzählcafés in grösseren Gruppen möglich sind. Das Netzwerk Erzählcafé ermutigt alle Moderierenden, es einmal auszuprobieren und Erfahrungen damit zu sammeln. Diese können zum Beispiel am «Schwarzen Brett» geteilt werden.

Im Anschluss an die Tagung genossen die Teilnehmenden im kühlen Schatten des Gartens im Zwinglihaus ein feines Essen vom Restaurant du coeur. Sie waren sich einig, dass sie sehr von diesem Tag profitieren konnten – vom Austausch über das inspirierende Miteinander bis zu den vielen Inputs für die eigene Arbeit. Danke an alle, die mitgewirkt und unterstützt haben!

Übrigens: Unsere Online-Stammtische sind auch wunderbare Gefässe für einen kurzen Austausch ohne lange Anfahrtszeit! Zu finden in der Agenda.

 

Zur Autorin

Natalie Freitag ist Regionalkoordinatorin des Netzwerks in der Deutschschweiz. Die Ostschweizerin moderierte die Tagung und resümiert: «Ich ermutige euch, auch Erzählcafés, bei denen ein einzelner Stuhlkreis nicht mehr genügt, sorgfältig vorzubereiten.»